Die NS-„Euthanasie“-Verbrechen in Grafeneck 1939/40
Grafeneck auf der Schwäbischen Alb steht für den Beginn der industriellen Ermordung von Menschen im NS-Staat. Am 14. Oktober 1939 wurde das Samariterstift Grafeneck beschlagnahmt. Vom 18. Januar 1940 bis zum 13. Dezember 1940 wurden dort 10.654 Menschen ermordet. Die Männer, Frauen und Kinder stammten aus 48 Behinderteneinrichtungen und psychiatrischen Kliniken im heutigen Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen.
In dem von den NS-Tätern zynisch als „Euthanasie“ bezeichneten Massenmord zeigte sich die Verbindung von nationalsozialistischer Rassenlehre, Eugenik und „Rassenhygiene“: Die NS-„Euthanasie“ reduzierte den Wert des Lebens auf die Produktivität des Individuums, auf dessen „Nützlichkeit“ für den „Volkskörper“.
Die Opfer von Grafeneck stammten aus allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs. Dies geht aus dem Ortsbuch der Gedenkstätte hervor. Dem aktuellen Forschungsstand zufolge hatte jede größere Stadt und eine überwältigende Zahl mittlerer und kleinerer Gemeinden im heutigen Baden-Württemberg Opfer zu beklagen.
Das Gedenkstättenportal informiert in diesem Dossier über die Geschichte Grafenecks, den Begriff der NS-„Euthanasie“ und den Umgang mit diesem für die Landesgeschichte Baden-Württembergs bedeutsamen Thema.