2. Podiumsdiskussion am 19. März 2015
Zäsur 1945 – Weichenstellungen
Ein Gespräch mit dem Historiker und Autor des monumentalen Werkes „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“ Prof. Dr. Ulrich Herbert.
Der Historiker Ulrich Herbert (mitte) eingerahmt von den beiden Moderatoren Sibylle Thelen und Reinhold Weber. (Foto: Lpb, Svenja Bauer-Blaschkowski)
Das Jahr 1945 steht für den scharfen Bruch zwischen der Epoche der Weltkriege einerseits und der Durchsetzung von Demokratie und Wohlfahrtsstaat andererseits. Die Niederlage war so total wie der Krieg. So konnte es – anders als 1918 – zu erfolgreichen Weichenstellungen kommen, die zu „Westernisierung“ und durchgreifender Liberalisierung führten. Seither erleben wir die bisher längste Friedensperiode in der Geschichte Europas.
Doch um welche Weichenstellungen handelte es sich genau? Und wie sind aus dem Rückblick nach 70 Jahren der Zivilisationsbruch und die Weichenstellungen von 1945 für das 20. Jahrhundert zu bewerten – eines Jahrhunderts voller Widersprüche und Ambivalenzen?
Der 2. Abend der Gesprächsreihe "Erinnerungskultur– Erinnerungskonflikte“ im gut besuchten Saal der Stuttgarter Stadtbibliothek. (Foto: LpB, Svenja Bauer-Blaschkowski)
Diesen zentralen Fragen ging der Historiker Prof. Dr. Ulrich Herbert im Rahmen der 2. Veranstaltung der diesjährigen Reihe „Erinnerungskultur und Erinnerungskonflikte – 70 Jahre nach Kriegsende“ im Gespräch mit den Moderatoren Sibylle Thelen und Reinhold Weber nach. Denn auch in Herberts monumentalem Werk „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“ bildet das Jahr 1945 den Dreh- und Angelpunkt.
Darüber hinaus widmete sich Ulrich Herbert weiteren Fragestellungen, die sich unmittelbar mit dem Zäsurjahr 1945 und seinen Weichenstellungen verbinden:
- Gab es 1945 tatsächlich die sogenannte „Stunde 0“?
- Mündete die sogenannte „Zusammenbruchsgesellschaft“ in eine neue deutsche Gesellschaft nach 1945?
- Weshalb wurden in der deutschen Gesellschaft und Öffentlichkeit ab 1945 vornehmlich die deutschen Opfer thematisiert - und nicht die Opfer der Deutschen?
- Hätte die Kooperation zwischen den Alliierten, die bis 1945 noch weitestgehend funktionierte, nach 1945 möglicherweise auch weiterhin bestehen können?
Prof. Dr. Ulrich Herbert ist der Autor des monumentalen Werkes "Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert". (Foto: LpB, Svenja Bauer-Blaschkowski)
Prof. Dr. Ulrich Herbert ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau. 2014 ist sein monumentales Werk „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“ erschienen, das Kontinuitäten und Brüche der deutschen und europäischen Geschichte nachzeichnet.
Audioauschnitt: Stichworte zu 1945
Prof. Dr. Ulrich Herbert fasst in 10 Stichpunkten die zentralen Ereignisse und Weichenstellungen des Jahres 1945 zusammen.
Ein Audioauschnitt (9:05 min, mp3, 3,4MB)
Audiosausschnitt: „Volksgemeinschaft“ und „Trümmerfrau“.
Prof. Dr. Ulrich Herbert über die Begriffe der „Volksgemeinschaft“ und der „Trümmerfrau“.
Ein Audioauschnitt (11:09 min, mp3, 4,3 MB)