100. Geburtstag von Sophie Scholl

am 9. Mai 2021

Kurz vor ihrer Hinrichtung am 22. Februar 1943 schrieb Sophie Scholl unbemerkt auf die Akte ihres Geständnisses zweimal das Wort „Freiheit“. Kein Wunder, so war es doch die Freiheit, für die sie und die Widerstandsgruppe Weiße Rose kämpften und von der es im nationalsozialistischen Regime so wenig gab.

Zur Person Sophie Scholl

Die am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geborene Sophie Scholl wurde von ihren Eltern in einem christlich-liberalen Geist erzogen. In ihrer bürgerlichen Elternstube wurden Werte wie Disziplin und Leistung hochgehalten, Arbeit und Engagement hoch angesehen und es wurde Großes von den Kindern erwartet. Scholls Eltern ermöglichten ihr eine höhere Schulbildung. Sophie Scholl erlangte 1940 das Abitur und ab Mai 1942 studierte sie Biologie und Philosophie an der Universität München, wo sie zusammen mit ihrem Bruder Hans regimekritische Freunde gewann. Gemeinsam beschlossen sie, Widerstand gegen das verhasste NS-Regime zu leisten.

Doch bis dahin war es für Sophie Scholl kein gerader Weg. So war sie als junges Mädchen zunächst von der NS-Bewegung begeistert und trat im Januar 1934 dem Bund Deutscher Mädel (BDM), einer Jugendorganisation der NSDAP, bei. Die Werte, von denen dort gesprochen wurde, sprachen die junge Sophie Scholl an: treu und gerade durch das Leben gehen, sich für die Gemeinschaft einsetzen. Zum einen wurden hier Werte aufgegriffen, die sie aus ihrem Elternhaus kannte. Zum anderen bot ihr der BDM die Möglichkeit aus ihrem Elternhaus auszubrechen und selbst Verantwortung in der Gruppe zu übernehmen. So kam es, dass sich Sophie Scholl und ihre Geschwister bis in die 1940er Jahre hinein in den Jugendorganisationen der NSDAP engagierten. Der Prozess der Abwendung begann aufgrund verschiedener Erlebnisse: Die kurzzeitige Verhaftung der Geschwister Scholl durch die Gestapo, Erfahrungen aus dem Arbeits- und Kriegshilfsdienst, die Lektüre christlicher Philosophen, Briefe von der Front und Bekanntschaften mit regimekritischen Menschen sind einige Etappen, die Sophie Scholl weg vom Nationalsozialismus und in den Widerstand führten.

 

Letztendlich verabscheuten sie und ihr Bruder die verbrecherische Politik der Nationalsozialisten so sehr, dass sie trotz aller Gefahr beschlossen zu handeln. Unter strengster Geheimhaltung verbreiteten die Geschwister zusammen mit einer kleinen Anzahl ausgewählter Freunde zwischen Juni 1942 und Februar 1943 Flugblätter in München und anderen großen Städten, die zum Widerstand gegen das NS-Regime aufriefen. Bei einer solchen Aktion in der Münchner Universität am 18. Februar 1943 wurden Sophie, ihr Bruder Hans sowie ein weiterer Mitstreiter der Weißen Rose, Christopher Probst, entdeckt und daraufhin von der Gestapo verhört.

Am 22. Februar wurden sie zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde noch am selben Tag vollstreckt.

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Biographische Daten

9. Mai 1921Lina Sofie Scholl, bekannt als Sophie Scholl, wird in Forchtenberg (Baden-Württemberg) als viertes Kind ihrer Eltern Magdalena und Robert Scholl geboren.
Juni 1930Umzug der Familie Scholl von Forchtenberg nach Ludwigsburg, wo Sophie die Evangelische Mädchenvolksschule besucht
März 1932Umzug der Familie nach Ulm
April 1932Sophie Scholl führt ihre schulische Ausbildung in der Mädchenoberrealschule fort, der einzigen Mädchenschule in Ulm, in der das Abitur erreicht werden kann.
Januar 1934Sophie Scholl tritt in den Bund Deutscher Mädel (BDM) ein, eine Gliederung der Hitlerjugend. Auch ihre Geschwister engagieren sich in nationalsozialistischen Organisationen.
Mai 1936Die 15-jährige Sophie Scholl wird Scharführerin in Ulm-Söflingen und ist damit für rund 40 „Jungmädel“ verantwortlich.
14. Dezember 1937Hans Scholl wird wegen bündischer Umtriebe verhaftet, woraufhin auch seine Geschwister Sophie, Inge und Werner Scholl kurzzeitig inhaftiert werden.
1937/1938Nicht zuletzt wegen dieser in ihren Augen zu Unrecht geschehenen Inhaftierungen beginnt Sophie Scholl, sich vom BDM und der NSDAP zu entfremden. Als weiteren Grund für die Abwendung nennt sie die Einschränkung der „geistigen Freiheit“ durch das Regime.
Frühjahr 1938„Wegen Differenzen mit der Obergauführerin des BDM“ legt Sophie Scholl ihr Amt als Gruppenführerin nieder. Dennoch besucht sie bis 1941 wenig begeistert die Treffen des BDM.
März 1940Sophie Scholl besteht die Abitur-Prüfung.
1940Ihre Erfahrungen im Arbeits- und Kriegshilfsdienst stärken ihre Ablehnung des NS-Regimes.
18. Mai 1942Sophie Scholl immatrikuliert sich an der Universität München. Hier lernt sie regimekritische Zirkel kennen.
Januar 1943Seit Ende Juni 1942 verteilt Hans Scholl bereits Flugblätter der Weißen Rose, die zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrufen. Ob Sophie zu diesem Zeitpunkt bereits mithilft, ist nicht zweifelsfrei zu klären. Im Januar 1943 findet die bis dahin größte Aktion statt, an der auch Sophie maßgeblich beteiligt ist: die Verteilung des fünften Flugblatts in mehreren Großstädten.
15. Februar 1943Das sechste Flugblatt der Weißen Rose gelangt bis nach England und wird dort vervielfältigt. Britische Flugzeuge werfen diese Flugblätter über Deutschland ab.
18.–20. Februar 1943Verhör der Geschwister Scholl durch die Gestapo, in dem sie versuchen, ihre Freunde zu schützen
22. Februar 1943Sophie Scholl wird zusammen mit ihrem Bruder Hans und Christoph Probst „wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Feindbegünstigung zum Tode und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte“ verurteilt und hingerichtet.

Text und biographische Zusammenstellung: Luis Schönecker | Aufbereitung für das Netz: Internetredaktion der LpB (Stand April 2021)

 

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