Erinnerungsort Karlsruhe

Akten sichten und sichtbar - Projekt „Vom Fundus zum Kubus“

Erinnerungsort Karlsruhe: Akten sichten und sichtbar machen für das Projekt „Vom Fundus zum Kubus“  - Schülerinnen und Schüler kooperieren mit zahlreichen Partnern

An Vorhandenes anknüpfen - Grundlagen des Projektes

Bereits in den 1980ern erstellte der Stadtjugendausschuss Karlsruhe e.V. einen historischen Stadtrundgang unter dem Titel „Nie wieder! - Karlsruhe im Nationalsozialismus“ in gedruckter Form, ebenso wurden alternative Stadtrundfahrten angeboten. Der Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe leistete damals Pionierarbeit in der Aufarbeitung der lokalen NS-Geschichte.  Seitdem wurden im Rahmen dieses Projekts zahlreiche Zeitzeugeninterviews durchgeführt und Akten insbesondere im Stadtarchiv Karlsruhe gesichtet und ausgewertet.

2007 wurden die Materialien des Stadtrundgangs auf der Webseite www.ns-in-ka.de zugänglich gemacht. In dreißig Stationen wird über Karlsruhe in der Zeit des Nationalsozialismus informiert. Um den Stadtrundgang vor Ort zu nutzen, müssen allerdings die Informationen im Vorfeld abgerufen und ausgedruckt werden.  Eine spontane Aufnahme von Informationen ist nicht möglich, ebenso besteht das Problem, dass viele der Orte und Gebäude nicht mehr im damaligen Zustand sind, so dass an einzelnen Stationen viel Vorstellungskraft nötig ist, um sich in die historischen Verhältnisse hinein zu versetzen. Angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten und der  veränderten Mediennutzung durch Smartphones und andere mobile Geräte erscheint dieses Verfahren nicht mehr zeitgemäß.

Im Rahmen der Auszeichnung „Stadt der jungen Forscher“ 2012 erarbeitete eine Schülergruppe der Schülerakademie Karlsruhe e.V. neue Stationen. Erstmals wurden die Stationen geopositioniert dargestellt und in den Stadtrundgang eingearbeitet. Dafür wurde vom Building Lifecycle Management (BLM) des KIT die entsprechende Technologie zur Verfügung gestellt. Das Projekt lieferte eine Blaupause dafür, wie der Stadtrundgang und seine Inhalte für die mobile Nutzung überarbeitet werden könnten. Insbesondere die Möglichkeit, Bilder, Audio- und Videodateien in die Stationen einzubinden, gab der Weiterentwicklung des Stadtrundganges und seiner Inhalte neue Impulse. 

Deutlich wurde einerseits, mit welchem Interesse die Jugendlichen an der Stadtgeschichte arbeiteten und für sie die Geschichte von 1933-1945 greifbar und verständlich wurde. Andererseits offenbarte sich, dass durch die projektbezogene Arbeit die Kontinuität fehlt, der es bedarf, um den Stadtrundgang zusammen mit Jugendlichen aktuell werden zu lassen.
Für die Pflege und Weiterentwicklung des digitalen Stadtrundgang „NS in KA“ im Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe ist Johanna Hopfengärtner verantwortlich.

Der schulübergreifende Seminarkurs „NS in KA“

Bereits mit dem vorangegangenen Geschichtsprojekt im Rahmen der „Stadt der jungen Forscher“ entstand eine Vernetzung von Akteuren aus Bildung und Wissenschaft sowie Kultur, die sich mit der Vermittlung der Geschichte von 1933-1945 in Karlsruhe und neuen Wegen zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit befassen. Diese Vernetzung sollte nun intensiviert werden.


Stadt der jungen Forscher 2012 - Projekt 2 - Karlsruhe im Nationalsozialismus
Veröffentlicht am 21.06.2012 (YouTube)
Karlsruhe ist "Stadt der jungen Forscher 2012" und hat die Auszeichnung zum Anlass genommen, 25 Schüler-Forschungsprojekte zum Thema Kommunikation @ Karlsruhe zu initiieren. Die Ergebnisse der Arbeit werden auf dem Fest der jungen Forscher, am 23. Juni, auf dem Karlsruher Friedrichsplatz, präsentiert.

Stadt der jungen Forscher 2012 - Projekt 2 - Karlsruhe im Nationalsozialismus


Um ein breiteres Schülerklientel anzusprechen, entstand unter dem Dach der Schülerakademie Karlsruhe e.V. die Idee eines schulübergreifenden Seminarkurses für die Jahrgangsstufe 11.

Jedes der beteiligten Gymnasien stellt einen Lehrer mit einer Deputatsstunde zur Verfügung, wodurch die Betreuung und Begleitung der Schüler gewährleistet ist. Den Seminarkurs leiten Marion Bodemann, Hendrik Hiss und Tobias Markowitsch. Für die Pilotphase im Schuljahr 2014/15 konnten am Bismarck-, Goethe- und Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe 14 Schülerinnen und Schüler gewonnen werden.

Im Rahmen der Seminarkurssitzungen werden somit die klassischen Methoden der Geschichtswissenschaften wie Literatur- und Archivrecherche, Quellenkritik, Kontextualisierung und Kennenlernen aktueller Forschungsdiskussionen zum Gegenstand vermittelt und angewandt. Anhand der Aktenbestände im Generallandes- und im Stadtarchiv lernen sie, die theoretisch erworbenen Erkenntnisse themenbezogen anzuwenden. Begleitet werden sie hierbei von Adelheid Wibel und Emanuel Hermann, Studenten der Universität Heidelberg.

Wie ministerielle Verordnungen vor Ort umgesetzt werden oder:
Die Kooperation zwischen dem Forschungsprojekt „NS-Ministerien“ und dem Seminarkurs „NS in KA“

Dass beispielsweise Schulen im Verwaltungsbereich des Kultusministeriums und der Regierungspräsidien bzw. Schulämtern liegen, ist Lehrerinnen und Lehrern bewusst.

  • Doch wie können die staatlichen Strukturen Schülerinnen und Schülern plausibel erläutert werden?
  • Wie können sie diese in der Auseinandersetzung mit der Lokalgeschichte selbstständig erkennen?
  • Welche Möglichkeiten eröffnen sich, wenn man nicht nur im lokalen Aktenbestand, sondern auch im überregionalen Einblicke erhält?

Um den Blick über den lokalen Tellerrand zu ermöglichen, bieten Prof. Dr. Frank Engehausen und seine Mitarbeiterinnen Katrin Hammerstein im Rahmen des Forschungsprojekts „Die Geschichte der Landeministerien in Baden und Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus“ den SchülerInnen an, ihre Forschungsergebnisse auf landesgeschichtlicher und ministerieller Ebene zu erweitern und zu vertiefen. 

Dazu bildet der Besuch der SeminarkursteilnehmerInnen im Historischen Seminar der Universität Heidelberg den Auftakt. So entsteht eine wichtige Gelenkstelle zwischen Schule und Universität. Nach Abschluss der Themenfindung und Abgabe der Exposees folgt im zweiten Schulhalbjahr für die TeilnehmerInnen die wissenschaftliche Erarbeitung ihres Themas, wobei ihnen die ministerielle Ebene bewusst ist und der Kontakt zum Forschungsprojekt intensiver genutzt werden kann.

Neue Formen des Gedenkens:
Die Wechselbeziehung zwischen Kunst und Geschichtswissenschaft

Erinnern unterliegt jedoch auch Veränderungen. Steht zunächst die wissenschaftliche Aufarbeitung der Lokalgeschichte im Vordergrund, eröffnet sich durch die Kooperation mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM), in Person von Banu Beyer, Mitarbeiterin der ZKM | Museumskommunikation, die Möglichkeit, die bearbeiteten Themen auch künstlerisch umzusetzen.

Die freien Kunstvermittler der Museumskommunikation Fanny Kranz, Andreas Köhler und Max Kosoric fordern in einem zweiten Schritt die TeilnehmerInnen des Kurses auf, ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Assoziationen künstlerisch umzusetzen und dabei nach den ihnen gemäßen Ausdrucksformen zu suchen.

Die Arbeit mit unterschiedlichen Medien und Technologien (und die Erkundung ihrer Möglichkeiten) sind dabei integraler Bestandteil der Reflektion über Formen der Wissens- und Erkenntnisproduktion in Kunst und Wissenschaft und über Möglichkeiten und Grenzen der Vermittlung.

Denn will Geschichte in der Gegenwart ankommen, muss sie Bedeutung im Alltag junger Menschen gewinnen, muss sie mit diesem konfrontiert werden, sich immer wieder neu befragen und vermitteln, de- und rekonstruieren lassen, um Erinnern lebendig zu erhalten.

Präsentation der Ergebnisse im Schuljahr 2014/15

Am Ende des Prozesses stand ein außergewöhnliches Sinnbild der erfolgreichen Zusammenarbeit der Beteiligten. Alle Schülerinnen und Schüler hatten sich mit großen Engagement und tatkräftiger Unterstützung der Kunstschaffenden an der Entwicklung und Gestaltung eines 2m3 großen Kubus beteiligt, der ihnen die Möglichkeit bot, ihre vielfältigen künstlerischen Umsetzungen in einem integrativen Körper darzubieten.

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Broschüre "Kubus der Erinnerung" Download als PDF


Die künstlerische Präsentation wurde in den drei Gymnasien, beim Festival der jungen Forscher im Karlsruher Schlosspark, während der KAMUNA im ZKM und im Generallandesarchiv ausgestellt. Allein während der KAMUNA konnten im ZKM rund 8000 Besucher gezählt werden.


Schülerforschungsprojekt: NS im digitalen Zeitalter (Festival der jungen Forscher)
Veröffentlicht am 09.07.2015 (YouTube)


Das Projekt beschäftigt sich im Geschichte und Erinnerung an die NS-Zeit im digitalen Zeitalter. Ausgangspunkt ist ein(virtueller) Stadtrundgang zur NS- Zeit in Karlsruhe (www.ns-in-ka.de), der seit den 1980er Jahren vom Stadtjugendausschuss Karlsruhe erarbeitet und betreut wird und im Rahmen dieses Projekts technologisch und inhaltlich weiterentwickelt werden soll.

Schülerforschungsprojekt: NS im digitalen Zeitalter

 


Die wissenschaftlichen Ergebnisse in Form von ca. 15-seitigen Hausarbeiten lagen neben dem Exponat aus und wurden anschließend von den studentischen Mitarbeitern für den digitalen Stadtrundgang bearbeitet. Die Kosten übernahmen die Jugendstiftung Baden-Württemberg KA300 und die Fachstelle gegen rechts im StJA e.V.

Die Zukunft des Projekts

Für das Schuljahr 2015/16 wurde ein Antrag an den Fachbereich Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg gestellt, der positiv beschieden wurde. Der Stadtjugendausschuss Karlsruhe e.V., das ZKM und die drei Gymnasien schlossen sich zu einer nachhaltigen Projektpartnerschaft zusammen, wodurch für die kommenden Jahre eine Grundlage zur Kontinuität gelegt wurde. Eine Vernetzung zu weiteren Institutionen, die Aspekte zur Karlsruher Stadtgeschichte zur Zeit des NS aufarbeiten, wird angestrebt, um den Stadtrundgang in vielfältiger Weise inhaltlich zu gestalten.

Die Stadt soll Erinnerungsort werden. Der Stadtrundgang und die damit verbundenen Projekte sind Teil der Erinnerungskultur der Stadt Karlsruhe und werden als solche dargestellt. Der Stadtjugendausschuss e.V. kooperiert dafür in geeigneter Form mit anderen Akteuren, die sich in der Erinnerungsarbeit engagieren.

Der neugestaltete Stadtrundgang wird im Laufe der Jahres 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Und wie werden die kommenden künstlerischen Installationen der Schülerinnen und Schüler aussehen? Wir können es nicht vorhersagen, aber schon jetzt bescheinigen, dass sie Ausdruck einer intensiven Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus und der Konfrontation mit ihren persönlichen Gegenwartserfahrungen sein werden.

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