Grafeneck: eine barrierefreie Gedenkstätte im Zeichen von Teilhabe und Inklusion

Die Gedenkstätte Grafeneck auf der Schwäbischen Alb erinnert an die 10.654 Männer, Frauen und Kinder, die dort im Jahr 1940 im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen ermordet wurden. Sie stammten aus 48 Behinderteneinrichtungen und psychiatrischen Kliniken im heutigen Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Grafeneck versteht sich als „barrierefreie Gedenkstätte“, die auch Angebote für Menschen mit geistigen Behinderungen oder Lernbehinderungen bereithält:

  • Seminare: Auf Anfrage bietet die Gedenkstätte Grafeneck Seminare an, die auf Menschen mit Behinderungen abgestimmt sind. Diese dauern drei Stunden und sind grundsätzlich kostenfrei. Auf Wunsch bietet die Gedenkstätte auch Unterstützung bei der Vor- und Nachbereitung des Seminars.
  • Materialien in leichter Sprache: In der Gedenkstätte Grafeneck kann man eine Broschüre, einen Orientierungsplan und einen Ausstellungsband zum Dokumentationszentrum in leichter Sprache erwerben.
  • Audio-Guide: Für die Dauerausstellung im Dokumentationszentrum gibt es eine Hörversion in leichter Sprache.

Die Angebote sind im Rahmen eines Modellprojekts mit Mitteln der Bundesgedenkstättenförderung, ergänzt durch Landesmittel, entstanden und sind inzwischen fester Bestandteil der Gedenkstättenarbeit.

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Nach 2000 erhielt die Gedenkstätte Grafeneck verstärkt Anfragen nach Gruppenführungen, an denen auch Menschen mit geistiger Behinderung teilnehmen wollten. Für die Gedenkstätte bedeutete dies eine besondere Herausforderung, da schnell deutlich wurde, dass die bisherigen Vermittlungskonzepte wenig geeignet waren.

Erste Erfahrungen in dieser gezielten Vermittlungsarbeit hatte man zu dem Zeitpunkt an der Gedenkstätte Hadamar in Hessen gesammelt. Dort arbeitete man damals gemeinsam mit „Mensch zuerst“ – Netzwerk People First Deutschland e. V. an einem Vermittlungskonzept für Menschen mit geistiger Behinderung.

Die Angebote zur „barrierefreien Gedenkstätte“ wurden von 2014 bis 2016 im Rahmen eines Modellprojekts erarbeitet. Beteiligt waren daran auch Menschen mit Behinderungen, u. a. vom „Arbeitskreis Selbstbestimmung“ der Lebenshilfe Reutlingen.

Ein wesentlicher Punkt der Barrierefreiheit ist die Reduzierung der Komplexität der Sprache. Leichte Sprache verzichtet, soweit möglich, auf Fremdwörter, Anglizismen und Abkürzungen. Die Texte müssen außerdem von späteren Nutzerinnen und Nutzern gegengelesen und für gut befunden werden.

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Gerade bei Führungen für Menschen mit geistiger Behinderung müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte flexibel auf die Bedürfnisse eingehen. Der offene Umgang mit Emotionen ist ebenso ein wichtiger Bestandteil. In den Führungen schaffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedene Anlässe, um mit der Gruppe ins Gespräch zu kommen. Die Reaktionen und Fragen der Besucherinnen und Besucher leiten so durch die Führung.

Durch ihre Initiative erweitert die Gedenkstätte Grafeneck nicht nur ihr eigenes Angebot. Sie setzt damit auch ein Zeichen für die Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen und Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten im Bereich der deutschen Schriftsprache.


Weitere Informationen zur Gedenkstätte und Anmeldung von Besuchergruppen erhalten Sie unter:
www.gedenkstaette-grafeneck.de

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