Fachtagung: Erscheinungsformen des Antiziganismus
Eine Kooperationsveranstaltung des Verbands Deutscher Sinti und Roma e.V. Landesverband Baden-Württemberg (VDSR) und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB)
Termin: 13. bis 14. November 2017, Bad Urach, Haus auf der Alb
"Nichts oder fast nichts hat die Gesellschaft daraus gelernt, sonst würde sie heute verantwortungsvoller mit uns umgehen."
Mit diesen Worten erinnerte Zoni Weisz am 27. Januar 2011 im Deutschen Bundestag an den "vergessenen Holocaust", den Völkermord an den Sinti und Roma. Der Niederländer, selbst ein Auschwitz-Überlebender, sprach dort als erster Vertreter seiner Minderheit anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus.
Jahrzehnte hat es gedauert, bis der Völkermord an den Sinti und Roma in das öffentliche Gedenken einbezogen worden ist. Mit etwa 100.000 Bürgerinnen und Bürgern bilden Sinti und Roma in Deutschland heute eine historisch gewachsene, seit 1997 offiziell anerkannte nationale Minderheit.
An diese Ausgangslage knüpft der Vertrag an, den das Land Baden-Württemberg und der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg e. V. im Dezember 2013 geschlossen haben. Darin verschreiben sich beide Partner auch angesichts der historischen Verantwortung Deutschlands dem gemeinsamen Ziel, "jeglichen Diskriminierungen von Angehörigen der Minderheit entgegenzuwirken und den gesellschaftlichen Antiziganismus wirksam zu bekämpfen".
Die Fachtagung möchte hierzu einen Beitrag leisten.
Sie ging der Frage nach, wo und in welcher Form sich Stigmatisierung und Diskriminierung in der Gegenwart zeigen und thematisiert die historischen Entwicklungslinien. Forschungsergebnisse wurden vorgestellt, Handlungsfelder vermessen und pädagogische Handlungsoptionen aufgezeigt.
In verschiedenen Arbeitsgruppen bestand außerdem die Möglichkeit, aktuelle Fragestellungen vertiefend zu diskutieren.
Programm Fachtagung:"Nichts oder fast nichts hat die Gesellschaft daraus gelernt…" Erscheinungsformen des Antiziganismus" (Download als PDF)
Programm
Montag, 13. November 2017:
Begrüßung
- Muhterem Aras MdL Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg
- Daniel Strauß, VDSR
- Karl-Ulrich Templ, LpB
Antiziganismus – Definition, Erscheinungsformen, Funktionen
Vortrag und Diskussion
- Markus End
Die Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg –
Entstehungsgeschichte, Auftrag und Ziele
- Prof. Dr. Edgar Wolfrum
12.00 Uhr Mittagessen
Vorträge zu unterschiedlichen Forschungsfeldern NS-Verfolgung bis zum Völkermord:
"Mit einer Rückkehr ist nicht zu rechnen" – Das Beispiel Mannheim
- Dr. Udo Engbring-Romang
Bedeutung der Bürgerrechtsbewegung – aus Landes- und Bundesperspektive
- Ilona Lagrene und Jonathan Mack
Bildungssituation der Menschen mit Romno-Hintergrund in Deutschland – Instrumente für die Umsetzung von gleichberechtigter Teilhabe
- Romeo Franz
15.30 Uhr Kaffeepause
Arbeitsgruppen zu Forschung und Handlungsfeldern:
Antiziganismus in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen
Vier Arbeitsgruppen zeitgleich:
- Arbeitsgruppe 1
Stereotype Sichtweisen in Polizeibehörden
Markus End - Arbeitsgruppe 2
Stereotype Sichtweisen in der Medienberichterstattung
Stefanie Gora
- Arbeitsgruppe 3
Gadjé-Rassismus im Bildungswesen
Hajdi Barz - Arbeitsgruppe 4
Stereotype Sichtweisen in Roma-Projekten
Sabrina Steindl-Kopf
Zusammenfassung und Ausblick
- Daniela Gress
18.00 Uhr Abendessen
Antiziganismus in der Fotografie: ein historischer Überblick
- Dr. Frank Reuter
Dienstag, 14. November 2017
Vier Arbeitsgruppen zu Handlungsstrategien zeitgleich
- Arbeitsgruppe 1
Erinnerungskultur 2017: Bestandsaufnahme, Praxis, Ausblick
Andreas Pflock und Beate Müller - Arbeitsgruppe 2
Aufklärungs- und Bildungsarbeit gegen Antiziganismus
Bernd Grafe-Ulke - Arbeitsgruppe 3
Empowerment gegen Diskriminierung
Merfin Demir - Arbeitsgruppe 4
"Sichere Herkunftsländer" – auch für Roma?
Jovica Arvanitelli und Juan-Ramón Munuera
12.30 Uhr Mittagessen
Zusammenfassung der Tagung
- Teilnehmende, VDSR, Forschungsstelle Antiziganismus, LpB