Rückblick auf das französisch-deutsche Kolloquium in Paris

Natzweiler-Struthof – Ein Konzentrationslager auf beiden Seiten des Rheins

Vom 2. Bis zum 3. Dezember 2015 am Deutschen Historischen Institut / Institut historique allemand

Vom 2. bis zum 3. Dezember 2015 fand am Deutschen Historischen Institut in Paris das Kolloquium „Natzweiler Struthof – Ein Konzentrationslager auf beiden Seiten des Rheins“ statt. Die Veranstaltung führte Überlebende, Wissenschaftler und Gedenkstättenmitarbeiter aus Frankreich und Deutschland zusammen. Das Programm beleuchtete die Geschichte des Konzentrationslagers und seiner zahlreichen Außenlager, bezog Zeitzeugen ein, zeichnete die Aufarbeitungsgeschichte nach und untersuchte die Erinnerungskultur auf beiden Seiten des Rheins. Zugleich thematisierte es in dieser Form erstmals den KZ-Komplex Natzweiler in der französischen Hauptstadt – und dies zweisprachig, mit französischer und deutscher Simultanübersetzung.

Programm (Download als PDF)


Das Deutsche Historische Institut in Paris (Fotos: LpB)

Die Veranstaltung war vom Centre européen du résistant deporté (CERD) am ehemaligen Standort des Konzentrationslagers Natzweiler initiiert worden. Sie fand unter der Schirmherrschaft des Verteidigungsministeriums Frankreich statt. Neben dem DHI war auch die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg als Kooperationspartner beteiligt. Die Gedenkstätten des Landes nahmen mit einer 14-köpfigen Delegation an der Veranstaltung in Paris teil. Unter anderen trugen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gedenkstätten an Standorten ehemaliger KZ-Außenlager sowie der Fachbereich Gedenkstättenarbeit zum Programm des Kolloquiums bei.

Das Kolloquium widmete sich dem Konzentrationslager Natzweiler, das aus dem Hauptlager im Elsass sowie 70 Außenlagern auf beiden Seiten des Rheins bestand. Da die Häftlinge aus 30 verschiedenen Nationen stammten, verfolgte auch die Veranstaltung einen multinationalen Ansatz mit vergleichender Perspektive. Zu den Themen gehörten die Geschichte des Konzentrationslagers Natzweiler (1941 bis 1945), seine Besonderheit ebenso wie seine „Normalität“, aber auch die Konstruktion der national und lokal unterschiedlichen Erinnerungen an den Lagerkomplex nach 1945. Die Teilnehmer nutzten das Kolloquium zum grenzüberschreitenden Austausch.


Die Zeitzeugen Jean Samuel, Yves Meyer und Pierre Rolinet (von rechts nach links),
eingerahmt von Benjamin Foissey und Robert Steegmann.


Höhepunkt des Kolloquiums war das Podiumsgespräch mit drei Zeitzeugen am Ende des ersten Veranstaltungstages.
Es galt: La parole aux témoins – Die Zeitzeugen haben das Wort. Drei Männer von über 90 Jahren, die im Stammlager bzw. in Außenlagern gefangen gehalten worden waren, berichteten von ihren Erfahrungen.

  • Pierre Rolinet war Widerstandskämpfer, als er am 14. April 1944 als „Nacht-und-Nebel-Häftling“ in das Stammlager Natzweiler deportiert wurde. Am 6. September 1944 wurde er in das KZ Dachau verlegt, später in das Außenlager Allach. Am 29. April 1945, als amerikanische Truppen das Lager befreiten, war auch für Pierre Rolinet die Häftlingszeit beendet.
  • Yves Meyer war Chef einer Widerstandsgruppe und konnte mehrmals der Gestapo entfliehen. Doch schließlich kam auch er mit dem „Todeszug“ nach Dachau und wurde von dort ins Natzweiler-Außenlager Neckargerach deportiert. Von schwerer Arbeit erschöpft und geschwächt durch Typhus, wurde er am 4. April 1945 in einem Krankenzug bei Osterburken befreit.
  • Auch Jean Samuel war Widerstandskämpfer. Im Juli 1944 wurde er mit dem „Todeszug“ von Compiègne nach Dachau und wenig bald darauf nach Neckarelz/Neckargerach, in das System der Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler, verlegt. Später kam er erneut nach Dachau, wo auch er am 29. April 1945 von den Amerikanern befreit wurde.

Das CERD hat zu dem Podiumsgespräch Informationen ins Internet gestellt
www.struthof.fr/fr/mediatheque/reportages-photos



Stefan Martens, der stellvertretende Direktor des DHI, begrüßt die Teilnehmer des Kolloquiums. Das erste Panel widmete sich der Frage: Wie funktionierte das KL Natzweiler? Von rechts nach links am Tisch: Christine Glauning, Raphael Toledano, Robert Steegmann und Frédérique Neau-Dufour.

Neben dem Vortrag von Arno Huth, KZ-Gedenkstätte Neckarelz, über das Einzelschicksal eines Deportierten, befassten sich die Beiträge der baden-württembergischen Teilnehmer mit dem Gedenken und Erinnern an „Natzweiler“ auf beiden Seiten des Rheins:

  • Marco Brenneisen, KZ-Gedenkstätte Sandhofen in Mannheim-Sandhofen, zeichnete die Geschichte der Erinnerung an Orten von Außenlagern rechts des Rheins nach 1945 nach.
    Download des Vortrags (PDF 114 KB)
  • Sibylle Thelen, Landenzentrale für politische Bildung BW, berichtete über die Rolle des Landes Baden-Württemberg in der Erinnerung an Natzweiler und erläuterte die Gedenkstättenarbeit in Kooperation mit der LpB.
    Download des Vortrags (PDF 69 KB)
  • Dorothee Roos, KZ-Gedenkstätte Neckarelz in Mosbach-Neckarelz, beleuchtete die Geschichte der rechtsrheinischen Außenlager am Beispiel des Lagers in Neckarelz.
    Download des Vortrags (PDF 59 KB)

Eine vollständige, zweisprachige Dokumentation der Beiträge ist geplant.


Gruppenbild vor dem Deutschen Historischen Institut (von links nach rechts): Frédérique Neau-Dufour, Dorothee Roos, Dr. Nikolaus Back, Dr. Christine Glauning, Arno Huth, Brigitta Marquart-Schad, Manfred Krey, Bernd Klagholz, Soeren Fuß, Klaus Riexinger, Marco Brenneisen, Sibylle Thelen, Wolfgang Schmid und Immo Opfermann.

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