Zweiter Weltkrieg: Tag der Befreiung am 8. Mai 1945

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Als die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Opfer zu beklagen. Nach zwölf Jahren nationalsozialstischer Herrschaft bedeutete dieser Tag den politischen, militärischen und moralischen Untergang des verbrecherischen Regimes in Deutschland, das die Welt in den Abgrund gestürzt hatte. Diese Seite bietet einen Überblick über das Kriegsende und den Zweiten Weltkrieg.

Kampf bis zum Ende

Die mehr als 60 Millionen Opfer waren im Krieg gefallen, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf großen Fluchtbewegungen. Nun erfuhr die Welt auch in vollem Umfang, was in deutschem Namen in den Vernichtungslagern des Regimes geschehen war.

Der Krieg ist Anfang April 1945 eigentlich entschieden. In Jalta beraten die USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion Anfang Februar schon über eine Nachkriegsordnung. Aber statt aufzugeben, werfen die Nationalsozialisten immer noch alles, was verfügbar ist, in die letzte Schlacht. Alte Männer werden zum „Volkssturm“ eingezogen, Kinder der Hitlerjugend werden mit Panzerfäusten auf die Straßen geschickt. An vielen Orten im ganzen Reich werden zahlreiche Menschen noch als „Verräter“ hingerichtet. Bis zum Schluss fällen Standgerichte von Wehrmacht und SS tausende Todesurteile gegen deutsche Soldaten und Zivilisten. Am 21. April erreicht die Sowjetarmee die Stadtgrenze von Berlin, am Abend des 29. April 1945 stehen die russischen Soldaten am Brandenburger Tor. Erst am 2. Mai ist der Kampf um Berlin zu Ende.

Während Berlin im Straßenkampf unterging und zehntausende Menschen den Kampf bis zum bitteren Ende mit ihrem Leben bezahlen mussten, entzog sich Adolf Hitler am 30. April 1945 der Verantwortung durch Selbstmord. Zu seinem Nachfolger bestimmte er Großadmiral Karl Dönitz. Dönitz beauftragte Generaloberst Alfred Jodl, den Verantwortlichen für die Kriegführung von Norwegen bis Nordafrika, die Kapitulationsverhandlungen im amerikanischen Hauptquartier in Reims zu führen. Jodl versuchte noch, die Kapitulation gegenüber der roten Armee hinauszuzögern, um den Deutschen in den Ostgebieten die Flucht nach Westen zu ermöglichen, allerdings ohne Erfolg.

Kapitulation Deutschlands

Generaloberst Jodl unterzeichnete am 7. Mai 1945 in Reims im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Sie trat am 8. Mai 1945 um 23 Uhr in Kraft. Der sowjetische Diktator Josef Stalin drängte auf eine Wiederholung der Zeremonie im sowjetischen Machtbereich. In der Nacht zum 9. Mai unterschrieb Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht, die Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Nach mehr als fünf Jahren Krieg schwiegen in Europa endlich die Waffen. 

KAPITULATIONSERKLÄRUNG

Wir, die hier Unterzeichneten, handelnd in Vollmacht für und im Namen des Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht, erklären hiermit die bedingungslose Kapitulation aller am gegenwaertigen Zeitpunkt unter deutschem Befehl stehenden oder von Deutschland beherrschten Streitkräfte auf dem Lande, auf der See und in der Luft gleichzeitig gegenueber dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions-Streitkräfte und dem Oberkommando der Roten Armee. [...]

Unterzeichnet zu Berlin am 8. Mai 1945
gez. v. Friedeburg gez. Keitel gez. Stumpff für das Oberkommando der deutschen Wehrmacht

Original Kapitulationserklärung

Berliner Deklaration

Am 5. Juni 1945 unterzeichneten die vier Siegermächte die Berliner Deklaration. Darin heißt es: „Die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika, der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken und die Provisorische Regierung der Französischen Republik übernehmen hiermit die oberste Regierungsgewalt in Deutschland, einschließlich aller Befugnisse der deutschen Regierung, des Oberkommandos der Wehrmacht und der Regierungen, Verwaltungen oder Behörden der Länder, Städte und Gemeinden.“
Deutschland wurde in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Jede Siegermacht bestimmt in ihrer Zone bzw. ihrem Sektor die wirtschaftliche und politische Entwicklung nach seinem Ermessen.

Neubeginn: Die Potsdamer Konferenz

Der Krieg im Pazifik, der am 7. Dezember 1941 mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor begonnen hatte, dauerte noch bis August 1945 und erreichte mit den Atombombenabwürfen auf die Städte Hiroshima und Nagasaki seinen traurigen Höhepunkt. Am 2. September 1945 endete mit der Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg auch im pazifischen Raum.

Bilanz des Zweiten Weltkrieges

Die Bilanz des Zweiten Weltkrieges ist erschütternd: Über 60 Millionen Menschen starben, mehr als sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden wurden ermordet. Hundertausende Sinti und Roma, politisch und weltanschaulich Andersdenkende, Menschen mit Behinderung oder Krankheit, Homosexuelle und weitere Minderheiten wurden verfolgt und getötet. 17 Millionen Menschen waren verschollen. Weite Teile Europas waren zerstört.

Der Holocaust, die systematische Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden sowie weiterer Bevölkerungsgruppen, war unter den Bedingungen dieses Krieges vollstreckt worden.

LpB-Dossier: 27. Januar 1945: Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Bereits in den letzten Kriegsmonaten begannen Flucht und Vertreibung von rund 14 Millionenn Deutschen in den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches.

LpB-Dossier: Flucht und Vertreibung

Mehr als die Hälfte der rund 5,7 Millionen Soldaten der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, überlebten die mörderischen Bedingungen nicht.

Nach Zwangsarbeit, Hunger und Krankheit kehrten nur knapp zwei Millionen der 3,2 Millionen deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion nach Deutschland zurück, die letzten im Januar 1956. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes ist das Schicksal von 1,3 Millionen deutschen Militärangehörigen bis heute ungeklärt.

Das Ende des Krieges war nicht die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit. Die Ursache liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Der 8. Mai 1945 darf nicht vom 30. Januar 1933, dem Tag der Machtübergabe an Hitler, getrennt werden (Richard von Weizsäcker).

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Richard von Weizsäckers historische Rede zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Am 8. Mai 1985 hielt Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Bundestag anlässlich des 40. Jahrestags des Kriegsendes eine historische Rede.

Richard von Weizsäcker nannte den 8. Mai für die Deutschen keinen Grund zum Feiern, wohl aber einen „Tag der Befreiung“ von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Zugleich entließ Weizsäcker die Deutschen nicht aus ihrer individuellen Verantwortung für das, was zuvor geschehen war. „Wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für die Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.“ Von Kollektivschuld sprach Weizsäcker nicht, doch die Mehrheit der Deutschen war für ihn mitverantwortlich für die Verbrechen – nicht nur Hitler, seine Schergen oder gar der Friedensvertrag von Versailles.

Weizsäcker wandte sich in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag auch gegen die gängige Behauptung, die Deutschen hätten vom Holocaust nichts gewusst: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, dass Deportationszüge rollten.“ Dass ein hochrangiger Politiker, zumal der Bundespräsident, die kollektive Verantwortung der Deutschen für die Naziverbrechen derart deutlich ausspricht, hatte es bis dahin noch nicht gegeben.

Er forderte überdies eine aktive Kultur der Erinnerung. „Würden wir unsererseits vergessen wollen, was geschehen ist, anstatt uns zu erinnern, dann wäre dies nicht nur unmenschlich.“ Bei Weizsäcker gab es keine „Stunde Null“, sondern nur eine Chance auf einen Neubeginn, der genutzt worden sei, „so gut wir konnten“. Ihm ging es darum, zu verstehen, wie es zur Nazi-Herrschaft kommen konnte, um es nie wieder soweit kommen zu lassen.

Was Weizsäcker am 8. Mai 1985 sagte, war nicht komplett neu. Alles war zuvor bereits gesagt worden. Sein Verdienst war es, auf die richtige Weise zusammenzufassen, versöhnlich nach außen und nach innen sowie ohne Pathos vorzutragen – und den Augenblick zu nutzen, der sich ihm in seinem Amt als Bundespräsident bot.

Wie wenig selbstverständlich die Worte Weizsäckers waren, zeigte die Reaktion in einigen Teilen seiner Partei und aus der CSU. Franz Josef Strauß, damals Ministerpräsident von Bayern, schimpfte auf die „ewige Vergangenheitsbewältigung als gesellschaftliche Dauerbüßeraufgabe“. Die Vertriebenenverbände und ihre politischen Vertreter kritisierten eine mutmaßliche Anerkennung der Grenzen im Osten. Im Ausland hingegen fand die Rede hohe Anerkennung.

„Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.

Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren. Andere empfanden Schmerz über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar waren andere Deutsche für den geschenkten neuen Anfang. [...]

Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.

Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.

Wir haben wahrlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen. Aber wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.“


(Richard von Weizsäcker, Rede zum 8. Mai)

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